Den Betriebsrat erwarten große Aufgaben

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren.

Wenn wir auf den hinter uns liegenden Wahlkampf 2014 für den Betriebsrat zurückblicken, könnte es einem erscheinen, als wollten einige im Schlafwagen-gen zum Wahlerfolg fahren. Andere ergingen sich in heftigem, zum Teil nie-der trächtigem Agieren gegen ihren derzeitigen Wahlkampfgegner. Was ist uns Kandidaten von der Demokratischen Alternative nicht alles an Hin-der Nissen in den Weg gelegt worden. Schlecht verhüllte Drohungen seitens bestimmter Konkurrenten, leider auch seitens Arbeitgeber-Vertreter gab es. Jetzt stehe ich hier vor ihnen als einer der 26 Kandidaten der Demokrat-tischen Alternative. Unsere neuen Kandidaten sind keineswegs Verräter an der Liste, aus der sie kamen. Sie sind wackere Demokraten, die meinen, durch die Gewerkschaftsarbeit hier bei Ford, durch ihr IG-Metall müsse jetzt ein Ruck der Erneuerung gehen. Das wollen wir in den kommenden vier Jahren gemeinsam mit den anderen Gewählten versuchen, aber dafür brauchen wir Ihre und Eure Wahlstimme. Niemand kann den Wähler in der Einsamkeit seiner geheimen Wahlentscheidung in der Kabine darin hindern eine mutige und zukunftsweisende Wahl zu treffen. Dazu möchte ich hiermit jeden ermuntern! In Abwandlung eines Wortes des deutschen Schriftstellers Bert Brecht rufe ich allen zu:

"Stell Dir vor, es ist Wahl und keiner geht hin - dann wird über Eure Köpfe hinweg über Eure Zukunft entschieden! Wer zu Hause bleibt, wer der Engt-scheidung ausweicht, und lässt andere kämpfen für seine Sache, der Muss sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage.“

In den letzten Wochen erlebten der amtierende Betriebsrat und vor allem die dominierende IGM-Fraktion ein Wechselbad der Gefühle. Ein Hallenbetriebsrat hatte einen anderen bezichtigt, er habe sich bei der vorigen Betriebsversammlung in türkischer Sprache rassistisch geäußert. An diesem schlimmen Vorwurf war nach einer unabhängigen Analyse durch die IGM-BR-Spitze nichts dran, dennoch beharrte er trotzig darauf.

Derselbe freigestellte Betriebsrat scheute sich auch nicht, einen anderen in der besagten Versammlung sogar mit körperlicher Gewalt vom Rednerpult zu drängen. Peinlich, dass der Machtbewusste sogar einen Sitz im Ford-Aufsichtsrat hat. Jetzt wollen viele Kollegen derlei Selbstherrlichkeit nicht mehr hinnehmen.

Kolleginnen und Kollegen, kann ein rechthaberischer und parteiischer Mann noch als Versammlungsleiter geduldet werden? Wollt Ihr hinnehmen, dass solche Leute und ihre Gesinnungsgenossen unter dem Deckmantel einer Betriebsversammlung weiterhin politisch einseitig agitieren? – Wir von der Demokratischen Alternative im Betriebsrat dulden es nicht!

 

Den neuen Betriebsrats-Vorstand um Martin Hennig nehmen wir ausdrücklich von dieser, unserer Kritik, aus! Diese Kollegen haben sich redlich bemüht, unsolidarische und für das Ansehen des Betriebsrats und der IGM schädliche Elemente zu bändigen. Leider ist ihnen dieser Kraftakt bisher nicht gelungen.

Jetzt kommt aber die Gelegenheit zum Aufräumen, wenn wir miteinander den demokratischen Weg gehen.

Wir haben im Wahlkampf bereits Einzelheiten zu unserer Kritik benannt – und sind dafür beschimpft und angegriffen worden.

Mit Eurer Wahlstimme können wir die größte Wahlpartei in Zukunft veranlassen, sich von Leuten zu distanzieren, die der gemeinsamen Sache von uns Arbeitnehmern schaden.

Wir fordern alle Wahlberechtigten auf, die innerbetrieblichen Vorgänge rechtlich zu bewerten und bei ihrer Wahl eine kluge Entscheidung zu treffen.

 

Wir von der Demokratischen Alternative lassen uns nicht darin übertreffen, auch in Zukunft mit Anstand, Vernunft und Solidarität des gesamten Beleg-Schafts zu dienen – und nicht dem eigenen Wohlergehen. Darum fordern wir Sie als Kolleginnen und Kollegen auf, uns bei ihrer Wahl ihr Vertrauen zu schenken.

Es sind jetzt vier Wahlparteien, die sich um insgesamt 41 Sitze im Ford- Betriebsrat bewerben. Mehrere Wahlmöglichkeiten sind geradezu ein Merkmal gelebter Demokratie. Es ist auch keineswegs schädlich, wenn sich aus der übergroßen Wahlpartei IGM mehrere Bewerberlisten abspalten – ganz im Gegenteil!

Wir alle hatten uns vorgenommen, den Wahlkampf in fairem demokratischem Wettbewerb miteinander, und eben auch gegeneinander zu führen. Nach der Wahl werden sich hoffentlich die Kräfteverhältnisse im Betriebsrat dank Ihrer / Eurer Wähler-Entscheidung verändert haben. Ab dem 14. März, nach der Wahl, ist der argumentative Kampf der Wahlbewerber gegeneinander vorüber. Dann arbeiten alle wieder in derselben Mannschaft miteinander, dann sind wir alle hoffentlich eine einheitliche Vertretung von Arbeit-nehmer-Interessen. Das ist wichtig zu bedenken!

Kolleginnen und Kollegen, wie wir in den vergangenen vier Jahren immer wieder vorgetragen haben, sind wir besorgt um den Fortbestand der Automobilproduktion in West-Europa und natürlich besonders hier bei uns im Werk Niehl.

Mit den anderen Wahl-Parteien sind wir uns darüber einig, dass die Schließung der Kölner Autoproduktion ein fatales Signal für die Käufer unserer Ford-Produkte wäre. Für den qualitätsbewussten Kunden im Inland, aber auch im Ausland, ist es nicht egal, wo die Autos gefertigt werden.

 

Made in Germany hat nach wie vor großes Ansehen. Darum baut VW sein Brot- und Butter-Auto, den Golf, in Wolfsburg, nicht im Ausland. Vor Jahren wurden hier in dieser Halle der Scorpio, der Fiesta und der Puma auf einer Produktionslinie hergestellt. Nachdem der Fusion-Nachfolger B-Max in Craiova, Rumänien, gebaut wird fehlt uns hier eine Baureihe, die Vollauslastung herbeiführen könnte. Ohnehin braucht dieses Werk die Produktion einer Baureihe mit größerem Verkaufsgewinn.

Bei meiner Rede vor Weihnachten sagte ich: Für uns Arbeitnehmer wird es darum gehen, der Konzernleitung den Standort Köln als nach wie vor leistungsstark und attraktiv zu belegen. Ich füge heute hinzu, bestehende Mängel auf der Personalseite wird der kommende Betriebsrat helfen, abzustellen. Wir alle wissen, Mängel bestehen aber nicht nur auf der Personal-seite. Es gibt auch kostspielige Mängel, für die unsere Konzernleitung, nicht nur diese Werksleitung, verantwortlich ist. Für uns, als die angeblich hoch-geschätzten Mitarbeiter gilt: Die gesicherte Weiterführung dieses Ford-Standorts ist die beste Form von gelebter Solidarität. Kolleginnen und Kol-legen, Klassenkampf-Parolen, Verunglimpfung von Andersdenkenden, Gewalt und Klamauk bringen uns dem gemeinsamen Ziel nicht näher!

Wenn wir nicht nur schlaue, nicht nur kluge, sondern weise Entscheidungen suchen, dann sollten wir über den Tellerrand dieser Firma hinaus schauen. Zurzeit werden politisch mehrere Großprojekte durchgezogen, unter dem das Land ächzt, zum Beispiel: Rente mit 63 auf sozialpolitischem Feld und, seit zwei Jahren, die Energiewende, auf die sich Viele so gefreut hatten. Diese staatlichen Projekte haben mit Sicherheit großen Einfluss auf den Ford Standort Köln! Denn die Kosten für die damit verbundenen Wahlgeschenke und die Klientelpolitik in dieser Republik hat unsere Firma mitzutragen. Nicht nur die Arbeitskosten hier in Köln sind hoch, es sind auch die steigen-den Energiekosten. Die Nordrhein-Westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wird nicht müde, auf diese Zusammenhänge hinzuweisen. Lei-der wurden bisher ihre Erkenntnisse von ihren eigenen Genossen nicht vernommen.

Mit Blick auf Herrn Dr. Roßmann von der IGM füge ich an: Kontakte von Gewerkschaftern zu politischen Parteien sind gar nicht schlecht, wenn sie im Sinne der Basis genutzt werden. Und diese Basis sind wir, die wir mit großer Sorge aber leider ohnmächtig verfolgen, was hier mit uns und unserer sozialen Sicherheit geschieht.

Bitte sehen sie es mir nach, dass ich so ernst und nachdenklich machend geredet habe. Es war meine Absicht!

Mit guten Wünschen für einen guten Wahlgang und Dank für Ihre Geduld und Ihre Aufmerksamkeit. Carl-Ludwig Voss für die Demokratische Alter-native.

Dr. Carl-Ludwig Voss

Berater

Unsere

Betriebsräte

Metin SIRIN

Rahmi YENI 

Ertuğrul Demirel

 

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